HISTORY

Wie es früher einmal war ... laut Denkmalschutz

GERA (Reuss) Sächs. St. E.

Erfurtstraße 19. Bahnhofs- und Empfangsgebäude des Königlich Sächsischen Bahnhofes, des alten Südbahnhofes.
Abb. 536

Am Ausgang des 19. Jh. weniger als Personen-, sondern vielmehr als Güterbahnhof von Bedeutung: Aus den westsächsischen Braunkohlenrevieren angeliefert, wurde hier die Kohle für die umliegenden Industriebetriebe ausgegeben. Die 1865 gegründete Sächsisch-Thüringische Eisenbahn, die die Privatbahnlinien Gera-Gößnitz und Gera-Greiz-Plauen-Weischlitz befuhr, nutzte zunächst die Anlagen des ehemaligen Preußischen Bahnhofes (heutiger Hauptbahnhof; vgl. Bahnhofstraße 13a). 1878 übernahm der Sächsische Staat beide Privatbahnlinien und errichtete 1893/96 an der Erfurtstraße ein Bahnhof- und Empfangsgebäude, das nur wenige Jahre als solches genutzt wurde, da es im Zusammenhang mit der Höherlegung der Gleisanlagen 1911 von diesen abgeschnitten wurde. Umweit entfernt entstand ein neues Bahnhofsgebäude (heutiger Südbahnhof am Sachsenplatz). Das alte Bahnhofs- und Empfangsgebäude diente fortan als Postamt Es ist infolge von nur wenigen Umbauten trotz gegenwärtigen Leerstand nahezu authentisch überkommen.

Dreiteiliger, axialsymmetrischer, gelbockerfarbener Verbendklinkerbau bestehend aus eingeschossigem siebenachsigem Mitteltrakt und seitlichen vorgezogenen, zweigeschossigen, 3x3-achsigen Kopfbauten unter Walmdach. Die mittlere Achse des Mitteltraktes ist unter Mansardwalmdach zur Hervorhebung des Haupteingangs leicht ausgestellt und überhöht. Der lang gestreckte, breit gelagerte Baukörper ruht auf einem flachen Sockel aus Zyklopenmauerwerk; die Architekturglieder für Gewände, Gesimse und Attika bestehen aus hellem kunststein. Erd- und Obergeschoss trennen zwei umtaufende Gurtbänder voneinander. Die durch schmale Gewände und ein breites Sturzgewände mit Schlussstein betonten Segmentbogenfenster des Erdgeschoss liegen vertieft innerhalb einer rechteckigen Rahmung. Die Rechteckfenster mit horizontalen Verdachungen im Obergeschoss treten dagegen mäßig aus der Fassadenfläche hervor; ihre Gewände sind gefast. Im Erdgeschoss sind einige schmiedeeiserne Fenstervergitterungen verblieben. Den segmentbogigen Hauptzugang im Mitteltrakt flankieren oberhalb des Kämpfers je ein rechteckiges Relief mit geflügeltem Radreifen. vor dem Oberlicht ein bauzeitliches schmiedeeisernes Gitter. Auf Konsolen bzw. Stielen mit Kopfbändern lagert an der zu den Gleisanlagen gerichteten Fassade eine hölzerne Wartehallenüberdachung. Bewahrt werden konnte der bauzeitliche Fliesenbelag.

Quellen: Archiv Bauordnungsamt Gera. BA Erfurtstraße 19. - Archive USAchB Gera, Ordner Denkmalausweisung A-F.
Literatur: Mues/Brodale 1995, S. 59f. - Rödel 1998, S. 144.